Sonntag, 22. Januar 2012

Paraguay - Grüne Hölle und gewaltige Schönheit

 
Im Chaco
Es ist eine lange Reise, auf der wir uns befinden – mehr als fünf Stunden Fahrt. Ost-Paraguay haben wir schon lange hinter uns gelassen. Da, wo wir uns jetzt sind, gibt es keine rote Erde oder tropische Wälder, nur Buschlandschaft, weite Ebenen und keinen einzigen Fluss. Leise prasselt der Regen auf das Autodach und die Windschutzscheibe. Es ist in den vier Wochen das einzige Mal, dass es wirklich regnet. Hier im Chaco, wo es nur salziges Grundwasser gibt, wurde der Regen lange erwartet. Manchmal regnet es hier ein ganzes Jahr lang nicht.
Wir nähern uns Filadelphia, einer deutschen Stadt inmitten Paraguays, gegründet von Mennoniten, die vor einigen Generationen als Flüchtlinge und Vertriebene dieses Land erreichten und sich hier niederließen. Inmitten dieser Halbwüste haben sie Landwirtschaft und Viehzucht begonnen und kleine Städte gegründet. Sie waren Pioniere in der Einöde. Während wir über die einzige geteerte Straße in der ganzen Umgebung fahren, wandern meine Gedanken zurück  zu den vergangenen Tagen. Was haben wir nicht alles erlebt: wir besuchten die Innenstadt von Asuncion, schlenderten über Kundsthandwerker- und Töpfermärkte, besuchten eine paraguayische Familie auf ihrer Farm, wanderten durch den Dschungel und besuchten eine handgeschnitzte Indianerkirche.
Und nun, kurz vor unserer Rückkehr nach Sao Paulo also noch der Chaco. Filadelphia stellt sich als kleines verschlafenes Städtchen heraus. Wir besuchen einen Indianerladen und das
Shoppingcenter-dann haben wir auch schon alles gesehen. Am nächsten Tag fahren wir zu dem Landstück, das Hannes Familie gehört. Eine Farm mit Milchkuhbetrieb und Rinderherden, Schlangen aller Art (die wir, sehr zu Robbes Leidwesen, nicht zu sehen bekommen) und einer echten, zugelaufenen Wildkatze, die sich gerne von uns streicheln lässt.
Als wir schließlich die Rückreise nach Sao Paulo antreten sind wir einmal mehr gepackt von diesem faszinierenden und beeindruckenden Land.

Cataratas
Abschied nehmen fällt schwer, vor allem bei Freunden wie Hannes und Gabi, die uns so liebevoll in ihre Familie aufgenommen haben.  Ein wenig erleichtert wird uns dieser Abschied durch den anstehenden Zwischenstopp, den wir auf unserer Rückfahrt nach Sao Paulo eingeplant haben: Zwei Tage in Iguacu. Kaum betreten wir den Urwald im Iguacu Nationalpark in Argentinien, wuselt plötzlich etwas um unsere Beine.
Eine Gruppe Nasenbären, darunter auch noch ganz kleine, schmiegen sich an uns und richten sich an unseren Beinen auf. Wahrscheinlich erhoffen sie sich etwas zu essen, aber Füttern ist hier streng verboten. Überall im Park begegnen einem Nasenbären, Leguane, Eidechsen und die schönsten Schmetterlinge.
Die eigentliche Attraktion des Parks ist jedoch etwas ganz anderes. Donnernd erwartet uns das Rauschen des Wassers der Wasserfälle noch bevor man den dichten Waldvorhang des Dschungels verlässt. Und dann, beim ersten Blick auf das herabrauschende Wasser, bleibt uns schier der Atem weg. Nicht ein Wasserfall, sondern unzählige Fälle, die in verschiedenen Stufen die Wände herabstürzen verwandeln das vor einem liegende Tal in eine ganze Landschaft aus Wasserfällen.
Nach Stunden, die wir zwischen den Fällen entlangspazieren und einem weiteren Tag auf der brasilianischen Seite der Fälle, sind wir echt KO, nicht nur von den Wanderungen sondern vor allem, weil die Aussicht einfach zu gewaltig ist. So schlafen wir auf der Busfahrt nach Sao Paulo, trotz eisigen Temperaturen, die von der Klimaanlage produziert werden, die meiste Zeit der 17 Stunden Fahrt.
Hier in Sao Paulo erwarteten uns dann Weihnachtspäckchen von Eltern und Freunden, wodurch wir am 19.Januar nochmal Bescherung feierten (ganz herzlichen Dank an euch!), und natürlich die Vorbereitung auf die anstehende Bibelwoche in der Favela.

Herzlich grüßen euch, Robbe und Miriam

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