Ich mag es, durch Erfurt zu schländern, in die Schaufenster zu gucken, mir Objektive und Kamerazubehör beim Fotografen anzuschauen, die filigrane Schönheit so mancher Schmuckstücke im Schaufenster zu betrachten, oder hoffnungsvoll einen Blick auf die neuen Modekollektionen zu werfen, nur um festzustellen, dass beerenfarben für Männer immer noch unmöglich zu bekommen ist.
Die Stadt hat Unmengen von Angeboten. Überall wird mir suggeriert, dass ich diese Kleinigkeit auch noch brauche, um besser gekleidet zu sein, eine noch vollständigere Fotoausrüstung zu haben... Und ich mag es, weil die Stadt mit ihren Angeboten überall lockt, mich aber nicht drängt, sondern mir die Freiheit lässt, einfach nur zu schauen. Neugierig machen ist das Geheimrezept der Werbewelt, dir etwas so zu zeigen, dass du es willst - der Kunde ist König.
Andererseits begegnen mir Stände von Greenpeace, der Flüchtlingshilfe oder der UNO. Leute mit Zetteln in den Händen stehen mitten auf dem Fußgängerweg und versuchen einen in ein Gespräch zu verwickeln, um dir dann, durch die richtige Gesprächsführung, an die Geldbörse zu gehen. Meine Taktik ist das frühzeitige Erkennen dieser Individueen und der galante Versuch, einen Bogen um sie zu machen, um gar nicht erst von ihnen angesprochen zu werden. Statt Neugier zu wecken, stürzt sich hier die Spinne auf ihr Opfer um es auszusaugen. Das Ziel ist dasselbe: Das Geld der Leute. Der Weg dahin könnte unterschiedlicher nicht sein. Und dann begegne ich Christen. Da stehen sie, mitten auf der Strasse mit Zetteln in der Hand. "Kann ich mit dir über Gott reden?" Dafür soll ich also unterschreiben, und per Gespräch dahin gebracht werden, dass ich nicht nur ein bisschen Geld, sondern gleich mein ganzes Leben an diese Organisation gebe.
Die meisten Leute machen, was ich bei Greenpeace oder der UNO mache, einen riesen Bogen. Und wir Christen feiern später die drei, die uns in den letzten beiden Jahren ins Netz gegangen sind.
Hat das wirklich etwas damit zu tun, Licht in der Welt zu sein? Ist das wirklich Verbreitung der "guten Nachricht?"
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