Dienstag, 14. August 2012

Heute schon jemand ins Netz gegangen?

Ich mag es, durch Erfurt zu schländern, in die Schaufenster zu gucken, mir Objektive und Kamerazubehör beim Fotografen anzuschauen, die filigrane Schönheit so mancher Schmuckstücke im Schaufenster zu betrachten, oder hoffnungsvoll einen Blick auf die neuen Modekollektionen zu werfen, nur um festzustellen, dass beerenfarben für Männer immer noch unmöglich zu bekommen ist.
Die Stadt hat Unmengen von Angeboten. Überall wird mir suggeriert, dass ich diese Kleinigkeit auch noch brauche, um besser gekleidet zu sein, eine noch vollständigere Fotoausrüstung zu haben... Und ich mag es, weil die Stadt mit ihren Angeboten überall lockt, mich aber nicht drängt, sondern mir die Freiheit lässt, einfach nur zu schauen. Neugierig machen ist das Geheimrezept der Werbewelt, dir etwas so zu zeigen, dass du es willst - der Kunde ist König.
Andererseits begegnen mir Stände von Greenpeace, der Flüchtlingshilfe oder der UNO. Leute mit Zetteln in den Händen stehen mitten auf dem Fußgängerweg und versuchen einen in ein Gespräch zu verwickeln, um dir dann, durch die richtige Gesprächsführung, an die Geldbörse zu gehen. Meine Taktik ist das frühzeitige Erkennen dieser Individueen und der galante Versuch, einen Bogen um sie zu machen, um gar nicht erst von ihnen angesprochen zu werden. Statt Neugier zu wecken, stürzt sich hier die Spinne auf ihr Opfer um es auszusaugen. Das Ziel ist dasselbe: Das Geld der Leute. Der Weg dahin könnte unterschiedlicher nicht sein. Und dann begegne ich Christen. Da stehen sie, mitten auf der Strasse mit Zetteln in der Hand. "Kann ich mit dir über Gott reden?" Dafür soll ich also unterschreiben, und per Gespräch dahin gebracht werden, dass ich nicht nur ein bisschen Geld, sondern gleich mein ganzes Leben an diese Organisation gebe.
Die meisten Leute machen, was ich bei Greenpeace oder der UNO mache, einen riesen Bogen. Und wir Christen feiern später die drei, die uns in den letzten beiden Jahren ins Netz gegangen sind.

Hat das wirklich etwas damit zu tun, Licht in der Welt zu sein? Ist das wirklich Verbreitung der "guten Nachricht?"

Freitag, 6. April 2012


Abschied von Brasilien


Strandbesuch

Eine unwegsame Treppe führt hinab in die Tiefe. Von weiter unten hören wir die Wellen an den Strand schlagen. Um uns herum: Dschungel.  Bezaubernde Blumen, uralte Bäume, Schmetterlinge. Einfach nur paradiesisch. Zum Ende unserer Zeit in Brasilien überraschten uns Freunde aus der Gemeinde mit einem gemeinsamen Ausflug an den Strand. Lachend hatten sie gesagt: „Es geht einfach nicht, dass ihr ein halbes Jahr in Brasilien gewesen seid, ohne auch nur einen einzigen Strand zu besuchen und im Meer zu baden!“ Und so hatten wir zunächst unseren Vormittag in Praia Grande verbracht (einem Stadtstrand), bevor wir nach weiteren zwei Stunden Fahrt an diesem wunderschönen Ort gelandet waren. Gerade springe ich über die letzte Wurzel, die anstelle einer Stufe den Weg hinunter ausmacht, da bietet sich mir ein unglaublicher Anblick: eine winzige Bucht mit Sandstrand, azurblauem Meer und mächtigen Palmen. Wir holen tief Luft, atmen diese Schönheit nahezu ein und stürzen uns dann gemeinsam in die Wellen.

Poolparty

Während der letzten Wochen haben wir verstärkt Kontakt zu reicheren Gemeindemitgliedern bekommen. So auch zu einem brasilianisch-italienischen Ehepaar. Beide schon über siebzig Jahre alt, bewohnen sie eine große Villa an einem nahegelegenen Stausee. Donna Rosa und Fernando luden uns zum Abschied zu einer Poolparty ein, die sie uns zu Ehren geben wollten. Überwältigt von so viel Gastfreundschaft und Liebe zu uns nahmen wir an und erlebten einen unvergesslichen Nachmittag mit Chorrasco (die brasilianische Variante von unserer Thüringer Grillmanier - nur mit mehr Fleisch), selbstgemachten und fantastisch schmeckenden italienischen Salaten, guten Gesprächen, viel Spass und gemeinsamem Scherzen und Lachen und natürlich einem Bad im hauseigenen Pool. Immer wieder wurden wir in die Arme geschlossen, geherzt und gebeten unbedingt wieder zurück nach Brasilien zu kommen. Und ja: auch hier fiel uns der Abschied alles andere als leicht!

Abschied von der Gemeinde

Am gleichen Abend wurden wir auch von der Gemeinde verabschiedet. Hier hatten wir noch einmal die Möglichkeit uns für all das zu bedanken, was uns diese Gemeinde geschenkt hatte: Freundschaft, Verständnis für Sprachschwierigkeiten, und ganz viel Liebe. Gemeinsam als Ehepaar durften wir ein deutsches Lied zum Abschied singen, das wir mit Aurea ins Portugiesische übersetzt hatten. Und auch hier war der Abschied herausfordernd, war doch diese Gemeinde ein Stück zu unserer brasilianischen Familie geworden.

Abschied von Casa Esperanca

Noch einmal war der kleine Kindersaal nahezu überfüllt. Diesmal alle Altersklassen durcheinander. Von den ganz kleinen bis hin zu den großen Kids waren alle dabei. Sie waren gekommen, um sich zu verabschieden, um ein letztes Mal mit uns zu spielen und sich von uns in die Arme nehmen zu lassen. Ein paar Mädchen hatten einen kleinen Tanz einstudiert zu einem portugiesischen Lieblingslied von uns. Und viele von ihnen hatten Herzen gebastelt, die uns nun von Beatrice überreicht wurden. Dann waren wir dran. Ein letztes Mal durften wir ihnen von Jesus weitererzählen. Und so versuchten wir ihnen aufzuzeigen, dass Jesus derjenige ist, der bei ihnen ist und bleibt, selbst wenn wir abreisen würden. Er bliebe bei ihnen und halte seine Hand über ihnen. Um das zu verdeutlichen bekam jedes Kind eine kleine Papierhand zum Umhängen geschenkt, auf der geschrieben stand: der Herr segne und behüte dich.
Dann ging auch schon das große Verabschieden los, Umarmungen, Tränen, immer wieder die Bitte doch wiederzukommen. Einige Stunden später saßen wir im Flugzeug Richtung Deutschland. Unsere Herzen waren voll von Dankbarkeit über die vergangenen sechs Monate, voll Traurigkeit, weil wir so viele liebe Menschen zurücklassen mussten, aber auch voll Vorfreude auf unsere Heimat, unsere Familien und unsere Freunde.

An Euch alle vielen Dank für eure Gebete, euren immer wieder erfrischenden Kontakt über Mail und Facebook und eure Freundschaft. Wir würden uns riesig freuen euch bald wieder in Deutschland zu sehen.
Herzlich grüßen Euch, Miriam und Robbe

Montag, 12. März 2012

Fast am Ende angelangt



Ausflug in die Berge

Weit über das schattige Hügelland schweift mein Blick. Die Dörfer, Straßen und Wege, die meine Augen erblicken, wirken wie aus einer anderen Welt, winzig klein und verspielt fügen sie sich in die Landschaft, während die Sonne mit den Wolken ein Schattenspiel auf sie zaubert.   
Von 2000 Metern Höhe aus blicke ich (Robbe) über die brasilianische Landschaft und genieße jeden Augenblick den ich dieses Schauspiel zu Gesicht bekomme, ist es doch so ein Kontrast gegenüber der alltäglichen Betonlandschaft. Christian hatte uns auf einen Tagesausflug in die Berge mitgenommen. Anlass war der Besuch eines Freundes von ihm aus Deutschland. Und so entflohen wir für einen Tag dem Beton und genossen den Blick auf eine sagenhafte Landschaft. 
So langsam merken wir, gerade auch an solchen Tagen, wie sehr wir an unser Limit kommen was unser Leben hier angeht. Die kleine Wohnung, in der wir es uns nicht gemütlich machen können, da wir die erdrückenden blauen Fliesen nicht von den Wänden reißen können, der nicht funktionierende Backofen, der jede Woche zugefrorene Kühlschrank und vor allem die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, da wir in Sao Paulo ohne Auto sozusagen an unsere Favela gefesselt sind, lassen uns mit gewisser Freude auf das langsam näher kommende Ende unserer Zeit hier blicken. Dem gegenüber stehen jedoch die Beziehungen, die sich mittlerweile entwickelt haben. Die jungen Männer der Gemeinde, mit denen ich jetzt  regelmäßig Fußball spielen gehe (und ganz zerschunden und 5 Stunden zu spät nach Hause komme, wodurch Miri fast die Polizei alarmiert), mit denen ich nun nach der Gemeinde oft  vor der Gemeindetür stehe und über „Männersachen“ rede, so wie die Frauen der Gemeinde, deren Augen anfangen zu strahlen sobald sie Miri sehen. Miri ist mittlerweile immer öfter Teil der Lobpreisband, hat letzten Sonntag gepredigt, und knüpft Freundschaften mit fast jedem dem sie begegnet. Resultat davon ist, dasss wir immer wieder gesagt bekommen, dass wir bleiben sollen, dass wir keine richtigen Deutschen seien, weil wir nicht so „serio“ sind (nicht so steif und ernst), und dass, wenn wir schon nicht bleiben können wir doch wenigstens so schnell wie möglich wiederkommen sollen! Was all das angeht wollen wir in gewissem Sinne eigentlich gar nicht mehr weg.

Casa Esperanca – das neue Semester hat begonnen

Das Kinderprogramm für die Kleinen hat bereits angefangen und ich (Miriam) beobachte die Kinder beim Spielen. Plötzlich kommt Fabio (ein siebenjähriger aufgeweckter Junge) angelaufen. Auf seinem Arm trägt er ein seine kleine Cousine Ana Clara. Er kommt zu mir, drückt mir das Kind in die Arme und setzt sich auf seinen Platz. Mein Blick ruht auf dem winzigen Bündel Menschlein auf meinem Schoß. Das kleine Mädchen ist eigentlich bereits neun Monate alt, doch so winzig wie ein drei Monate altes Baby.  Sie ist kaum in der Lage aufrecht zu sitzen und liegt völlig apathisch in meinen Armen. Sie reagiert kaum auf mich, gibt keinen Laut von sich und bewegt sich wenig. Ihre Augen sind groß und traurig. Die Mutter hat während der Schwangerschaft Drogen genommen und auch jetzt wird die Kleine nur unzureichend versorgt. Mein Herz ist voll Mitleid als ich Ana Clara liebevoll an mich drücke und für sie bete. Mehr kann ich für den Moment nicht tun.  Ich kann nur auf das vertrauen, was die Bibel sagt - das Jesus durch uns wirkt  - und er in diesem Moment Ana Clara in seinen Armen hält.


Mittwoch, 8. Februar 2012

Kinderbibelwochen Teil III



Noah und die Arche

Es ist voll- und damit meine ich wirklich voll. Der Kindersaal platzt fast aus allen Nähten als wir das Programm für die Kleinen durchführen. Mehr als 40 Kinder im Alter von eineinhalb bis sechs Jahren besuchen die Kinderbibelwoche der Kleinen und hören von Noah und dem Bau der Arche. Sie alle haben kleine Archen um den Hals hängen, in die sie jeden Tag neue Tiere hineinkleben können. Während des Programms helfen sie beim Bau der Arche, füttern die wilden und weniger wilden Tiere und werden durch Tiermasken selbst zu kleine Tieren. Beatrice erzählt von  Gottes Gericht über die Menschen, von Noah und seiner Familie, die als einzige gerettet werden und den vielen Tieren, die alle auf der Arche zusammenkommen. 
 
Die Kinder hören zu, bestaunen die bunten Flanellbilder und erfahren was es heißt, Gott gehorsam zu sein. Am letzten Tag bekommen sie zum Abschied alle eine kleine Arche aus Moosgummi geschenkt, die gefüllt ist mit lauter Süßigkeiten – eine süße Erinnerung an die vergangenen Tage.Für uns war besonders bewegend, dass genau während der Bibelwoche eines Nachmittags ein Regenbogen über der Favela stand. Gottes Verheißungen gelten noch heute – auch für die Kinder der Favela!

Ein neuer Kindersaal muss her!

Hier senden wir euch ein dringendes Gebetsanliegen. Der Kindersaal, in dem wir momentan das Programm von Casa Esperanca abhalten, ist nicht mehr tragfähig und das ist absolut wörtlich zu nehmen. Das ganze Haus ist leider sehr baufällig und seit einigen Monaten dringt immer mehr Wasser aus dem angrenzenden Hang und den dortigen Sickergruben in den Kindersaal. (Wir sind nur noch dabei, Wasser mit Handtüchern aufzufangen, um wenigstens die Programme durchführen zu können). Außerdem steht das Haus auf einem alten Brunnen, was zusätzlich für Feuchtigkeit sorgt. Das Problem ist, dass inzwischen der Boden an einigen Stellen absackt, was wegen des Brunnens natürlich äußerst gefährlich ist. (Eine Mitarbeiterin träumte bereits, sie würde mit den Kindern abstürzen… .) Des Weiteren sorgt der ständige Wasserdurchfluss dafür, dass die Metallstangen, die das Haus halten, durchrosten (wir haben inzwischen nur noch rostiges Wasser). Alle Bemühungen einen neuen Kindersaal zu finden sind bisher ins Leere gelaufen und da es ein Gebäude hier in der Nähe sein muss, die Favela jedoch dicht besiedelt ist, sind die Möglichkeiten etwas Passendes zu finden eher begrenzt. Bitte betet dafür, dass wir sobald und schnell wie möglich etwas Neues finden, denn wir wollen die Kinder auf keinen Fall gefährden.

Herzliche Grüße aus dem Hochsommer (gebt uns doch bitte ein ganz klein wenig von eurer Kälte ab! ;-)

Eure Miriam und Robbe

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Mittwoch, 1. Februar 2012

Kinderbibelwochen



 I Gideon – kein gewöhnlicher Held

Als kleiner Junge träumt man noch davon, die Welt zu retten, etwas Besonderes zu sein, mit seinen ganz eigenen Superkräften allen beweisen zu können, wie toll man doch ist. (Ich glaube auch wir Erwachsenen haben diesen Traum noch, wenn er auch von uns nicht mehr zugegeben wird und dadurch nur noch aus den Tiefen unserer Seele in verschiedenen Facetten unser Leben prägt.)  Um dieses Heldentum ging es uns mit unserem Thema für die Jungs: „Gideon – kein gewöhnlicher Held“. Vier Mal trafen wir uns mit ca. 15 Jungs aus der Favela, spielten, bastelten und veranstalteten eine Wasserschlacht.
Hauptsächlich jedoch  hörten wir von Gideon, einem Helden, der nicht durch seinen Mut und seine Kraft hervorstach, sondern der zeigte wie Angst, Zweifel und Abhängigkeit von Gott uns zu Helden ganz anderer Art formen können. Gerade das Thema Angst blieb bei den Teens besonders hängen und als wir später fragten, was zu einem echten
Helden gehört, bekamen wir zur Antwort, dass ein echter Held Angst haben muss (denn  ohne Angst können wir keinen Mut haben!).  Doch nicht nur das spannende Thema sollte bei den Jungs im Gedächtnis bleiben, sondern auch  ein vom Boden schlabbernder Robbe (als Gideon verkleidet, der von der Auswahl der Kämpfer erzählt), das gemeinsame Pizzaessen, das persönliche Gebet am Ende der Einheit und die, den Schalk in die Augen der Jungs treibende, Wasserschlacht.


II Ester – Gott will dich gebrauchen

„Salam Aleikum – Aleikum a Salam“ – mit diesen Worten begrüßte Miriam, als Dienerin verkleidet, ca .30 Mädchen, die sich allesamt eingefunden hatten, um gemeinsam Zeit im prächtigen Thronsaal des König Ahasveros und der Königin Ester zu verbringen. Der Kindersaal war dementsprechend von uns umgestaltet worden. Ein goldener Thron bildete das Zentrum. In den folgenden Einheiten wurden die Mädchen in die verschiedenen Palasttraditionen eingeführt: Massagen, Kreistanz, Lobpreis und persönliches Gebet, Haare flechten, Schminken, Spielen und Schmuck basteln. Mit Feuereifer und Begeisterung waren die Mädchen dabei und kamen trotz strömenden Regens, mit Schirm und Jacken ausgestattet, zum Kindersaal gerannt, oft auch mit den kleinen Schwestern an der Hand. Voll Spannung hörten sie die Geschichte der Ester, die als Waise und Vertriebene an den Königshof kommt, zur neuen Königin erwählt wird und später, unter Einsatz ihres Lebens, ihr jüdisches Volk rettet.
„Es ist egal woher du kommst (auch aus der Favela), was du selbst von dir denkst oder ob du dich für hübsch und intelligent hältst oder nicht! Gott will dich gebrauchen, wenn du ihm dein Leben anvertraust“ – das war das Motto, dass sich durch die vier Einheiten zog. Ein besonderer Augenblick für die Mädchen war, als Miriam, als Königin Ester verkleidet, den Thronsaal betrat, auf dem goldenen Thron Platz nahm und die Geschichte aus ihrer Sicht weitererzählte. Später gab Ester schließlich ihren Thron frei und alle Mädchen durften darauf Platz nehmen und sich fotografieren lassen. Die Mädchen waren begeistert und wir tief bewegt, denn letztlich ist es genau das, was Gott mit uns schmutzigen Kindern macht: Er setzt uns auf seinen Thron, nimmt uns auf den Schoß und macht uns zu seinen Söhnen und Töchtern. Mit einem kleinen Fest am Königshof endete schließlich die Kinderbibelwoche für die älteren Mädchen und sie alle zogen glücklich, mit ihrem Foto in der Hand, nach Hause, zurück in die Favela.

Sonntag, 22. Januar 2012

Paraguay - Grüne Hölle und gewaltige Schönheit

 
Im Chaco
Es ist eine lange Reise, auf der wir uns befinden – mehr als fünf Stunden Fahrt. Ost-Paraguay haben wir schon lange hinter uns gelassen. Da, wo wir uns jetzt sind, gibt es keine rote Erde oder tropische Wälder, nur Buschlandschaft, weite Ebenen und keinen einzigen Fluss. Leise prasselt der Regen auf das Autodach und die Windschutzscheibe. Es ist in den vier Wochen das einzige Mal, dass es wirklich regnet. Hier im Chaco, wo es nur salziges Grundwasser gibt, wurde der Regen lange erwartet. Manchmal regnet es hier ein ganzes Jahr lang nicht.
Wir nähern uns Filadelphia, einer deutschen Stadt inmitten Paraguays, gegründet von Mennoniten, die vor einigen Generationen als Flüchtlinge und Vertriebene dieses Land erreichten und sich hier niederließen. Inmitten dieser Halbwüste haben sie Landwirtschaft und Viehzucht begonnen und kleine Städte gegründet. Sie waren Pioniere in der Einöde. Während wir über die einzige geteerte Straße in der ganzen Umgebung fahren, wandern meine Gedanken zurück  zu den vergangenen Tagen. Was haben wir nicht alles erlebt: wir besuchten die Innenstadt von Asuncion, schlenderten über Kundsthandwerker- und Töpfermärkte, besuchten eine paraguayische Familie auf ihrer Farm, wanderten durch den Dschungel und besuchten eine handgeschnitzte Indianerkirche.
Und nun, kurz vor unserer Rückkehr nach Sao Paulo also noch der Chaco. Filadelphia stellt sich als kleines verschlafenes Städtchen heraus. Wir besuchen einen Indianerladen und das
Shoppingcenter-dann haben wir auch schon alles gesehen. Am nächsten Tag fahren wir zu dem Landstück, das Hannes Familie gehört. Eine Farm mit Milchkuhbetrieb und Rinderherden, Schlangen aller Art (die wir, sehr zu Robbes Leidwesen, nicht zu sehen bekommen) und einer echten, zugelaufenen Wildkatze, die sich gerne von uns streicheln lässt.
Als wir schließlich die Rückreise nach Sao Paulo antreten sind wir einmal mehr gepackt von diesem faszinierenden und beeindruckenden Land.

Cataratas
Abschied nehmen fällt schwer, vor allem bei Freunden wie Hannes und Gabi, die uns so liebevoll in ihre Familie aufgenommen haben.  Ein wenig erleichtert wird uns dieser Abschied durch den anstehenden Zwischenstopp, den wir auf unserer Rückfahrt nach Sao Paulo eingeplant haben: Zwei Tage in Iguacu. Kaum betreten wir den Urwald im Iguacu Nationalpark in Argentinien, wuselt plötzlich etwas um unsere Beine.
Eine Gruppe Nasenbären, darunter auch noch ganz kleine, schmiegen sich an uns und richten sich an unseren Beinen auf. Wahrscheinlich erhoffen sie sich etwas zu essen, aber Füttern ist hier streng verboten. Überall im Park begegnen einem Nasenbären, Leguane, Eidechsen und die schönsten Schmetterlinge.
Die eigentliche Attraktion des Parks ist jedoch etwas ganz anderes. Donnernd erwartet uns das Rauschen des Wassers der Wasserfälle noch bevor man den dichten Waldvorhang des Dschungels verlässt. Und dann, beim ersten Blick auf das herabrauschende Wasser, bleibt uns schier der Atem weg. Nicht ein Wasserfall, sondern unzählige Fälle, die in verschiedenen Stufen die Wände herabstürzen verwandeln das vor einem liegende Tal in eine ganze Landschaft aus Wasserfällen.
Nach Stunden, die wir zwischen den Fällen entlangspazieren und einem weiteren Tag auf der brasilianischen Seite der Fälle, sind wir echt KO, nicht nur von den Wanderungen sondern vor allem, weil die Aussicht einfach zu gewaltig ist. So schlafen wir auf der Busfahrt nach Sao Paulo, trotz eisigen Temperaturen, die von der Klimaanlage produziert werden, die meiste Zeit der 17 Stunden Fahrt.
Hier in Sao Paulo erwarteten uns dann Weihnachtspäckchen von Eltern und Freunden, wodurch wir am 19.Januar nochmal Bescherung feierten (ganz herzlichen Dank an euch!), und natürlich die Vorbereitung auf die anstehende Bibelwoche in der Favela.

Herzlich grüßen euch, Robbe und Miriam

Weihnachts-Bescherung am 19. Januar


Kaum zurück in Sao Paulo von unserer Paraguay Tour, erwartete uns Weihnachtspost, wodurch wir am 19. Januar unsere Bescherung nach-feierten. Dank unserer Familien und Freunden war das eine gelungene Weihnachtsüberraschung, und ein verspäteter weihnachtlicher Gaumenschmauß. *lach* ( Ihr seid echt riesen Schätze!!!)