Bereitet
dem Herrn den Weg…

… denn siehe, der Herr
kommt gewaltig! (Jes 40, 3a+10a) Es sind diese Verse, die uns zurzeit nachgehen
und uns zum Nachdenken bringen. Was heißt es, dem Herrn den Weg zu bereiten
hier und jetzt in unserem Alltag, hier in Brasilien, in der Arbeit innerhalb
der Favela? Und vor allem, was heißt es für uns ganz persönlich? Es steckt mehr
dahinter als eine innere Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Uns wird im
Nachdenken darüber bewusst, dass es heißt, eine innere Sehnsucht nach der
Wiederkunft Jesu im Herzen zu tragen. Denn wie anders können wir dem Herrn den
Weg bereiten, wenn wir nicht ein Verlangen danach haben, dass er kommt? C.S.
Lewis schreibt dazu: „Wer nach dem Himmel strebt, dem wird die Erde in den
Schoss fallen. Wer nach der Erde strebt, dem geht beides verloren.“ Ja, wir
wollen den Himmel im Herzen tragen, wir wollen Jesu Wiederkunft herbeisehnen.
Dies soll unser Antrieb sein für unsere Arbeit im Hier und Jetzt, für unseren
Dienst an den Kindern und ihren Familien. Und es soll uns eine Mahnung sein,
unsere Herzen immer wieder neu zu prüfen, ob sie nach dem trachten, was Gott
wohlgefällig ist und ihm den Weg bereiten.
Joan-Vitor
Wir machen uns auf zu
einem Krankenbesuch. Joan-Vitor hatte einen Verkehrsunfall. Er ist nachts um
22:00 von einem Auto angefahren worden. Innerlich schüttle ich den Kopf. Was
hat ein achtjähriger Junge auch noch um diese Uhrzeit auf der Straße verloren?
Nachdem er eine Woche lang im Krankenhaus gelegen hatte, wurde er entlassen.
Alles sei glimpflicher verlaufen als zunächst erwartet. Joan hat eine tiefe
Risswunde am Beim, die sich vom Knöchel bis zum Oberschenkel zieht. Teilweise
wurde er genäht, doch ansonsten ist ihm, wie durch ein Wunder, nichts passiert.
Keine Knochenbrüche, keine inneren Verletzungen, nicht einmal eine
Gehirnerschütterung. Gott sei Dank! Nach dem Kinderprogramm ziehen Beatrice und
ich los. Die kleine Hütte liegt zwischen unserer und der nächsten Nebenstraße.
Über zwei bröckelige Stufen und eine windschiefe, enge Holztür gelangen wir in
einen winzigen Innenhof. Überall liegt Unrat und Schmutz, Wasser tropft von der
triefend nassen Wäsche, die über unseren Köpfen hängt. Die Mutter nickt nur
kurz als wir sie bitten, Joan besuchen zu dürfen. Dann betreten wir die Hütte.
Eine winzige Küche, dreckig und vollgestellt mit allem Lebensnotwenigem.
Zwischen Unrat und Schmutz liegen Essensreste, Brötchen etc. Durch eine Öffnung
in der Wand (eine Tür ist es eigentlich nicht) gelangen wir in ein Zimmer ohne
Fenster. Noch kleiner als das erste. Dort steht ein Doppelstockbett an der
Wand. Hier liegt Joan. Halb zugedeckt, und ernst dreinblickend nimmt er unseren
Besuch zur Kenntnis. Ich sitze bei ihm, streichle ihm über das Gesicht. Kurze
Zeit später gehen wir wieder. Tief
berührt von so viel Elend bin ich einmal mehr dankbar für die Arbeit von Casa
Esperanca. Hier hören die Kinder von einer Hoffnung, die über all dem steht,
was sie sonst erleben und erdulden.
Spinnen
zum Mittag
Es sollte eigentlich
ein ganz gewöhnliches Mittagessen werden. Gemüsesuppe mit Brokkoli. Und, wie
sonst auch, putzte und wusch ich den Brokkoli und das restliche Gemüse bevor
ich es in die Suppe tat. Dennoch erlebten wir hinterher eine eiweißhaltige
Überraschung. Als wir nämlich die Suppe auf den Tellern hatten und bereits
begonnen hatten unser Essen zu genießen, stellte ich plötzlich erschrocken
fest, dass das kleine, runde Etwas, das da neben dem Brokkoli auf meinem Löffel
schwamm, kein Pfefferkorn war, denn selbige haben ja keine kleinen Beine. Nun
untersuchten wir unsere Suppe genauer und stellten fest, dass überall an der
Oberfläche diese kleinen Tierchen trieben (schwimmen kann man nicht sagen, denn
sie waren bereits tot). Wahrscheinlich hatte der Brokkoli in seinen Röschen
kleine Bewohner gehabt (die von außen nicht zu sehen waren). So viel zu: Guten
Appetit!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen