Montag, 5. Dezember 2011

Advent, leben im Slum und Spinnen zum Essen





Bereitet dem Herrn den Weg…

… denn siehe, der Herr kommt gewaltig! (Jes 40, 3a+10a) Es sind diese Verse, die uns zurzeit nachgehen und uns zum Nachdenken bringen. Was heißt es, dem Herrn den Weg zu bereiten hier und jetzt in unserem Alltag, hier in Brasilien, in der Arbeit innerhalb der Favela? Und vor allem, was heißt es für uns ganz persönlich? Es steckt mehr dahinter als eine innere Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Uns wird im Nachdenken darüber bewusst, dass es heißt, eine innere Sehnsucht nach der Wiederkunft Jesu im Herzen zu tragen. Denn wie anders können wir dem Herrn den Weg bereiten, wenn wir nicht ein Verlangen danach haben, dass er kommt? C.S. Lewis schreibt dazu: „Wer nach dem Himmel strebt, dem wird die Erde in den Schoss fallen. Wer nach der Erde strebt, dem geht beides verloren.“ Ja, wir wollen den Himmel im Herzen tragen, wir wollen Jesu Wiederkunft herbeisehnen. Dies soll unser Antrieb sein für unsere Arbeit im Hier und Jetzt, für unseren Dienst an den Kindern und ihren Familien. Und es soll uns eine Mahnung sein, unsere Herzen immer wieder neu zu prüfen, ob sie nach dem trachten, was Gott wohlgefällig ist und ihm den Weg bereiten.

Joan-Vitor

Wir machen uns auf zu einem Krankenbesuch. Joan-Vitor hatte einen Verkehrsunfall. Er ist nachts um 22:00 von einem Auto angefahren worden. Innerlich schüttle ich den Kopf. Was hat ein achtjähriger Junge auch noch um diese Uhrzeit auf der Straße verloren? Nachdem er eine Woche lang im Krankenhaus gelegen hatte, wurde er entlassen. Alles sei glimpflicher verlaufen als zunächst erwartet. Joan hat eine tiefe Risswunde am Beim, die sich vom Knöchel bis zum Oberschenkel zieht. Teilweise wurde er genäht, doch ansonsten ist ihm, wie durch ein Wunder, nichts passiert. Keine Knochenbrüche, keine inneren Verletzungen, nicht einmal eine Gehirnerschütterung. Gott sei Dank! Nach dem Kinderprogramm ziehen Beatrice und ich los. Die kleine Hütte liegt zwischen unserer und der nächsten Nebenstraße. Über zwei bröckelige Stufen und eine windschiefe, enge Holztür gelangen wir in einen winzigen Innenhof. Überall liegt Unrat und Schmutz, Wasser tropft von der triefend nassen Wäsche, die über unseren Köpfen hängt. Die Mutter nickt nur kurz als wir sie bitten, Joan besuchen zu dürfen. Dann betreten wir die Hütte. Eine winzige Küche, dreckig und vollgestellt mit allem Lebensnotwenigem. Zwischen Unrat und Schmutz liegen Essensreste, Brötchen etc. Durch eine Öffnung in der Wand (eine Tür ist es eigentlich nicht) gelangen wir in ein Zimmer ohne Fenster. Noch kleiner als das erste. Dort steht ein Doppelstockbett an der Wand. Hier liegt Joan. Halb zugedeckt, und ernst dreinblickend nimmt er unseren Besuch zur Kenntnis. Ich sitze bei ihm, streichle ihm über das Gesicht. Kurze Zeit später gehen wir wieder.  Tief berührt von so viel Elend bin ich einmal mehr dankbar für die Arbeit von Casa Esperanca. Hier hören die Kinder von einer Hoffnung, die über all dem steht, was sie sonst erleben und erdulden.

Spinnen zum Mittag

Es sollte eigentlich ein ganz gewöhnliches Mittagessen werden. Gemüsesuppe mit Brokkoli. Und, wie sonst auch, putzte und wusch ich den Brokkoli und das restliche Gemüse bevor ich es in die Suppe tat. Dennoch erlebten wir hinterher eine eiweißhaltige Überraschung. Als wir nämlich die Suppe auf den Tellern hatten und bereits begonnen hatten unser Essen zu genießen, stellte ich plötzlich erschrocken fest, dass das kleine, runde Etwas, das da neben dem Brokkoli auf meinem Löffel schwamm, kein Pfefferkorn war, denn selbige haben ja keine kleinen Beine. Nun untersuchten wir unsere Suppe genauer und stellten fest, dass überall an der Oberfläche diese kleinen Tierchen trieben (schwimmen kann man nicht sagen, denn sie waren bereits tot). Wahrscheinlich hatte der Brokkoli in seinen Röschen kleine Bewohner gehabt (die von außen nicht zu sehen waren). So viel zu: Guten Appetit!

Keine Kommentare: