Montag, 12. März 2012

Fast am Ende angelangt



Ausflug in die Berge

Weit über das schattige Hügelland schweift mein Blick. Die Dörfer, Straßen und Wege, die meine Augen erblicken, wirken wie aus einer anderen Welt, winzig klein und verspielt fügen sie sich in die Landschaft, während die Sonne mit den Wolken ein Schattenspiel auf sie zaubert.   
Von 2000 Metern Höhe aus blicke ich (Robbe) über die brasilianische Landschaft und genieße jeden Augenblick den ich dieses Schauspiel zu Gesicht bekomme, ist es doch so ein Kontrast gegenüber der alltäglichen Betonlandschaft. Christian hatte uns auf einen Tagesausflug in die Berge mitgenommen. Anlass war der Besuch eines Freundes von ihm aus Deutschland. Und so entflohen wir für einen Tag dem Beton und genossen den Blick auf eine sagenhafte Landschaft. 
So langsam merken wir, gerade auch an solchen Tagen, wie sehr wir an unser Limit kommen was unser Leben hier angeht. Die kleine Wohnung, in der wir es uns nicht gemütlich machen können, da wir die erdrückenden blauen Fliesen nicht von den Wänden reißen können, der nicht funktionierende Backofen, der jede Woche zugefrorene Kühlschrank und vor allem die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, da wir in Sao Paulo ohne Auto sozusagen an unsere Favela gefesselt sind, lassen uns mit gewisser Freude auf das langsam näher kommende Ende unserer Zeit hier blicken. Dem gegenüber stehen jedoch die Beziehungen, die sich mittlerweile entwickelt haben. Die jungen Männer der Gemeinde, mit denen ich jetzt  regelmäßig Fußball spielen gehe (und ganz zerschunden und 5 Stunden zu spät nach Hause komme, wodurch Miri fast die Polizei alarmiert), mit denen ich nun nach der Gemeinde oft  vor der Gemeindetür stehe und über „Männersachen“ rede, so wie die Frauen der Gemeinde, deren Augen anfangen zu strahlen sobald sie Miri sehen. Miri ist mittlerweile immer öfter Teil der Lobpreisband, hat letzten Sonntag gepredigt, und knüpft Freundschaften mit fast jedem dem sie begegnet. Resultat davon ist, dasss wir immer wieder gesagt bekommen, dass wir bleiben sollen, dass wir keine richtigen Deutschen seien, weil wir nicht so „serio“ sind (nicht so steif und ernst), und dass, wenn wir schon nicht bleiben können wir doch wenigstens so schnell wie möglich wiederkommen sollen! Was all das angeht wollen wir in gewissem Sinne eigentlich gar nicht mehr weg.

Casa Esperanca – das neue Semester hat begonnen

Das Kinderprogramm für die Kleinen hat bereits angefangen und ich (Miriam) beobachte die Kinder beim Spielen. Plötzlich kommt Fabio (ein siebenjähriger aufgeweckter Junge) angelaufen. Auf seinem Arm trägt er ein seine kleine Cousine Ana Clara. Er kommt zu mir, drückt mir das Kind in die Arme und setzt sich auf seinen Platz. Mein Blick ruht auf dem winzigen Bündel Menschlein auf meinem Schoß. Das kleine Mädchen ist eigentlich bereits neun Monate alt, doch so winzig wie ein drei Monate altes Baby.  Sie ist kaum in der Lage aufrecht zu sitzen und liegt völlig apathisch in meinen Armen. Sie reagiert kaum auf mich, gibt keinen Laut von sich und bewegt sich wenig. Ihre Augen sind groß und traurig. Die Mutter hat während der Schwangerschaft Drogen genommen und auch jetzt wird die Kleine nur unzureichend versorgt. Mein Herz ist voll Mitleid als ich Ana Clara liebevoll an mich drücke und für sie bete. Mehr kann ich für den Moment nicht tun.  Ich kann nur auf das vertrauen, was die Bibel sagt - das Jesus durch uns wirkt  - und er in diesem Moment Ana Clara in seinen Armen hält.


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